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Seminar: ICD-10 F40 - 49

Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
Frau in der Garage Stalked
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen

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"Wir haben genauso viel Angst, unsere Potentiale auszuschöpfen, wie zu versagen.

Wir fürchten uns ganz allgemein davor, das zu erreichen, was uns einen kurzen Augenblick lang möglich erscheint."

(Abraham Maslow)

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Wir fürchten uns ganz allgemein davor, das zu erreichen, was uns einen kurzen Augenblick lang möglich erscheint. (Abraham Maslow)

Angst ist ein Gefühl, das wohl jedem Menschen bekannt ist. Es ist aber trotzdem sehr schwer, den Begriff der Angst allgemeingültig zu definieren. Grundsätzlich kann sie wohl als ein unangenehm empfundenes Gefühl von Bedrohung beschrieben werden. In diesem Rahmen hat Angst durchaus auch eine nützliche Funktion, da sie ein Alarmsignal ist, das Aktivitäten zur Beseitigung einer Gefahr auslösen kann. Nach Beseitigung dieser Bedrohung sollte auch die Angst verschwinden. Bei der pathologischen Angst ist es aber so, dass die natürlichen körperlichen und geistigen Abwehrfunktionen wie gelähmt sind. Angst kann auch dann als Krankheit angesehen werden, wenn sie scheinbar grundlos auftritt oder übermäßig oder gar nicht.

Angst ist eine der häufigsten psychischen Störungen. Bei etwa 10% der Allgemeinbevölkerung findet sich Angst in einem behandlungsbedürftigen Ausmaß. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer, soziale Faktoren scheinen kaum einflussreich zu sein. Selten liegt der Erkrankungsbeginn (Inzidenz) nach dem 45. Lebensjahr. Die einzelnen Formen der Angst- und Panikstörung unterscheiden sich bezüglich ihrer Häufigkeit. Dabei sind die spezifischen Phobien (z.B. Höhenangst, Angst vor geschlossenen Räumen) am weitesten verbreitet, sie werden aber nur relativ selten psychiatrisch behandelt. Dahingegen tritt die Panikstörung zwar relativ selten auf (Lebenszeitprävalenz: 2-3%), ist aber am häufigsten behandlungsbedürftig.

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Todesangst versus Todessehnsucht

"Kann der Tod spirituelle Wesen ängstigen? Nein, für die spirituelle Seele ist der Tod nur eine Pforte, ein Tor, durch das sie in das Reich gelangt, das jeder Seele als ihre Heimat bekannt ist." (Hazrat Inayat Khan)

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"Die eigentliche Lehre der Psychoanalyse ist, dass das menschliche Leben nie einfach ‘nur Leben’ ist: Menschen sind nicht einfach lebendig, sie sind besessen von dem seltsamen Trieb, das Leben exzessiv zu genießen, und hängen leidenschaftlich an einem Überschuss, der hervorsticht und den normalen Gang der Dinge zum Scheitern bringt." (Slavoj Žižek)

 

Der Todestrieb oder der Thanatostrieb, ist ein unbewusster Impuls, der uns zur absoluten Ruhe oder anders ausgedrückt, in die Nichtexistenz treibt. Er veranlasst uns zur Selbstzerstörung und zur vollständigen Vernichtung. Dieses Konzept wird ergänzt durch unseren Lebenstrieb, welcher das komplette Gegenteil des Todestriebes darstellt. Er verkörpert unseren Wunsch, uns selber zu erhalten und zu überleben.

 

Obwohl Thanatos uns dazu veranlassen kann, uns selber zu schaden oder zu zerstören, ist sein Einfluss dennoch nicht immer negativ. Durch die Situationen, in denen wir versucht haben, uns selber zu zerstören, stärken wir unsere Widerstandskraft.

 

Darüber hinaus ist der Todestrieb auch eng verknüpft mit Erholung und Ruhe; beide sind für unser Überleben ausgesprochen wichtig. Wenn wir den Todestrieb nun als eine Kraft ansehen, die uns dabei hilft, uns besser an unsere Lebensumstände anzupassen, dann wirkt er auf uns dadurch weniger bedrohlich. Im Gegenteil, wir können sogar erkennen, welchen Nutzen er uns bietet.

 

Aber wie genau hilft er uns dabei, uns anzupassen? Ganz einfach dadurch, dass wir durch ihn in der Lage sind, uns in vielen Situationen zu verteidigen und notfalls auch zu kämpfen. Freud zeigt außerdem den Zusammenhang auf, den der Todestrieb mit dem Orgasmus hat. Aufgrund unseres Lebenstriebs streben wir nach sexueller Befriedigung. Thanatos wirkt dann in dem Moment, in dem wir den Orgasmus erleben und danach in einen extrem entspannten und gelösten Zustand zurückkehren. In einen Zustand der Ruhe nach großer Anstrengung.

 

All die erlebten Ängste verlangen nach Veranschaulichung, Symbolisierung. Vor allem Kinder bedürfen der Möglichkeit des Ausdrucks in der Bildersprache, da sie sich oft verbal nicht ausdrücken können, das Erlebte sich der Versprachlichung entzieht, wenn es unerträglich bzw. schambehaftet ist. Bildnerische Materialien wie Papier, Farben, Ton, Gips helfen im schöpferischen Prozess Konflikte zu bewältigen und die Freude am Leben zurück zu gewinnen.

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13 Grundregeln der Angstbewältigung
  1. Ich weiß, dass die Angst nicht durch die Situationen (Personen, Objekte) an sich entsteht, sondern durch die Art und Weise, wie ich über die Situation denke.

  2. Meine Angstgefühle und dabei auftretende körperliche Symptome sind verstärkte normale Stressreaktionen.

  3. Angstreaktionen sind nicht schädlich für meine Gesundheit.

  4. Ich verstärke meine Angstreaktionen nicht selbst durch furchterregende Phantasievorstellungen.

  5. Ich bleibe trotz der Panikgefühle in der Realität. Ich beobachte und beschreibe, was wirklich geschieht.

  6. Ich bleibe in der Situation, bis die Angst vorübergeht.

  7. Ich beobachte, wann und wie die Angst von alleine wieder abnimmt.

  8. Ich gebe mir die Chance, Fortschritte zu machen: Ich vermeide nicht!

  9. Ich setze mich allen Situationen aus, die mir Angst machen.

  10. Ich bin stolz auf meine kleinen Erfolge, auch auf die ganz kleinen.

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Dissoziativen Konversionsstörung

Bei einer dissoziativen Konversionsstörung handelt es sich um einen Gruppe von psychiatrischen bzw. psychogenen, meist transienten Störungen, bei denen es zu körperlichen Ausfällen kommt, ohne dass eine organische Ursache gefunden wird. Ihrer Entstehung geht ein psychischer Konflikt voraus. Dabei kommt es zur Entkopplung von seelischen und körperlichen Funktionen.

 

Dissoziation ist in diesem Zusammenhang eine Auflösung, Trennung oder Zerfall und ist das Gegenteil von Assoziation, von Verbindung und Verknüpfung. Die dissoziative Konversionsstörung ist nach der Definition ein komplexer seelisch-körperlicher Prozess, bei dem es zu einer Trennung und Abspaltung des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Identität und der Wahrnehmung von sich selbst und der Umwelt kommt.

Bei Veränderung oder Verlust körperlicher Funktionen wird in der Psychoanalyse der Begriff Konversion verwendet, da seelische Konflikte in körperliche Symptome konvertiert werden. Dadurch erfährt die Psyche eine Entlastung der inneren Anspannung.

 

Bei wiederholter Einwirkung von Stressoren im Kindesalter wird die natürliche Fähigkeit zur Dissoziation in besonderer Weise verstärkt.

 

Bei andauernden und schweren traumatischen Einwirkungen kann es so zu einer fortgesetzten Abkapselung von Erinnerungsmustern kommen, die die Basis für die Ausformung von Alternativ-Persönlichkeiten bildet. Schwere und Qualität des Traumas, Länge und Wiederholungen der Einwirkungen und die Assoziationsfähigkeiten des Kindes bestimmen das Ausmaß der Dissoziativen Identitätsstörung (Multiple Persönlichkeit).

   

Bei Patienten mit dissoziativen Störungen findet man regelhaft schwere frühkindliche Traumatisierungen, worunter nach verschiedenen Studien neben psychischer, physischer und sexueller Traumatisierung auch Vernachlässigung im Kindesalter zu rechnen ist.

 

Die Dissoziation ist eine Überlebensstrategie, die dem Individuum hilft, mit den  überwältigenden traumatischen Erfahrungen fertig zu werden. Die Diagnosestellung ist nicht immer einfach. Viele Patienten kommen in die Behandlung nicht wegen der dissoziativen Symptome, sondern wegen Angst, Depressionen, Essstörungen oder Beziehungsstörungen. Viele Betroffene versuchen auch, diese Symptome zu verstecken, weil sie kein Vertrauen zu Ärzten und Therapeuten haben und aus Angst, möglicherweise für verrückt gehalten zu werden. 

 

Subtypen sind:

  • dissoziative Amnesie (F44.0)

  • dissoziative Fugue (F44.1)

  • dissoziativer Stupor (F44.2)

  • Trance- und Besessenheitszustände (F44.3)

  • dissoziative Bewegungsstörungen (F44.4)

  • dissoziative Krampfanfälle (F44.5)

  • dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörung (F44.6)

  • gemischte dissoziative Störungen (F44.7)

  • sonstige dissoziative Störungen (F44.8) (Ganser-Syndrom, multiple Persönlichkeit)

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Dissoziative Konversionsstörungen sind mit dem von Hippokrates verwendeten Begriff der Hysterie verbunden. Damals wurde als Ursache ein Umherschweifen der Gebärmutter im Körper sowie mangelnde sexuelle Befriedigung vermutet.

Sigmund Freud bezeichnete eine durch Konversionssymptome charakterisierte Neuroseform als Konversionshysterie. Aufgrund der negativen Prägung des Begriffs Hysterie sollte heutzutage auf die Bezeichnung verzichtet werden. Die hysterische Persönlichkeitsstörung wird heute als histrionisch bezeichnet.

Von den Obengenannten ist die Somatisierungsstörungen zu unterscheiden. Die Ursache von somatoformen Störungen sind oft Stress und Überlastung. Als Folge einer lang andauernden Überforderung z. B. im Beruf oder der in Familie kann es zu körperlichen Reaktionen und Beschwerden kommen, die vom Arzt nicht einer bestimmten medizinischen Erkrankung klar zugeordnet werden können.

 

Manchmal liegen auch körperliche Fehlhaltungen, psychische Belastungen oder eine übermäßige Selbstbeobachtung des eigenen Körpers der somatoformen Störung zugrunde. In nicht seltenen Fällen kann es auch vorkommen, dass keine klare Verursachung der körperlichen Beschwerden gefunden werden kann.

 

Konnte in diesen Fällen eine medizinische Erkrankung ausgeschlossen werden, so ist es nicht mehr erforderlich, weitere intensive medizinische Untersuchungen und Behandlungen durchführen zu lassen. Vielmehr sollte der Patient lernen, mit seinen Symptomen "zu leben" bzw. die damit verbundenen Beeinträchtigungen auf ein Minimum zu reduzieren. Manchmal lässt sich die somatoformen Störung durch eine Hypnosetherapie gut behandeln.

 

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